Bus, Bahn oder Rad im Schellfischtunnel?

Ab Frühjahr 2022 sollen wieder die sehr nachgefragten Unterwelten-Führungen im Schellfischtunnel durchgeführt werden. Ein Umbau zur Nutzung mit einem Hafenbus oder einer Bahn kommt allerdings derzeit nicht in Betracht. Die fehlende Wirtschaftlichkeit der Tunnelnutzung hatte eine Machbarkeitsstudie der TU Harburg bereits im Jahr 2006 festgestellt und dabei Bus- und Spurbuslösungen, als auch innovative Verkehrssysteme wie Automated Guided Vehicles und Personal Rapid Transit untersucht.

Quelle: Behörde für Verkehr und Mobilitätswende

Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende hat nun den nicht-motorisierten Fußverkehr im Fokus und möchte den denkmalgeschützten Schellfischtunnel wieder für Publikumsverkehr öffnen, nachdem er 2019 aufgrund von Sicherheitsbedenken und unbegrenzter Nutzungen geschlossen werden musste. „Eine verkehrliche Nutzung des Tunnels ist nicht in Sicht, umso mehr möchten wir dem Wunsch der Öffentlichkeit nachkommen, die Tore zum Schellfischtunnel wieder für historische Führungen zu öffnen“, so Dr. Anjes Tjarks, Verkehrs- und Mobilitätswendesenator. Dazu stimmt die Verkehrsbehörde derzeit mit dem Verein Hamburger Unterwelten ein Nutzungskonzept ab mit dem Ziel, schon im Frühjahr 2022 historische Führungen oder Veranstaltungen im Tunnel zu ermöglichen und diesen wieder für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen. „Der Schellfischtunnel ist ein prägendes und geschichtsträchtiges Industriedenkmal im Herzen unserer Stadt, das bei vielen Hamburgerinnen und Hamburgern auf großes Interesse stößt“, hebt Tjarks hervor.

1876 wurde der Altonaer Hafenbahntunnel erbaut. Er war für die Stadt Altona als damaliges Zentrum der deutschen Fischindustrie von großer Bedeutung. Kultursenator Dr. Carsten Brosda betonte im November 2021 bei einer Begehung im Tunnel die Wichtigkeit des Zugangs zum Denkmal: „Die Zugänglichkeit dieses Industriedenkmals ist die Grundlage dafür, dass ein wichtiger Teil der Geschichte Altonas und Hamburgs für die Öffentlichkeit erlebbar ist.“ Holger Dierks vom Verein Hamburger Unterwelten e.V. möchte gemeinsam mit befreundeten Vereinen das Kleinod so vorbereiten, dass möglichst bald die Führungen beginnen können: „Das Interesse daran ist enorm, das haben wir sehen können, als wir 10 Jahre lang den Tunnel zum Tag des offenen Denkmals zeigen durften. Unsere insgesamt ca. 160 Führungen mit über insgesamt 4000 Gästen haben den Bedarf bei weitem nicht decken können.“

Das zukünftige Nutzungskonzept für den Schellfischtunnel befindet sich in der Abstimmung mit den zuständigen Gremien. Darin soll unter anderem geregelt werden, dass der Verein Hamburger Unterwelten den allgemeinen Zustand des Tunnels laufend in Augenschein nimmt, Müll entfernt, den ordentlichen Verschluss sicherstellt und so die Stadt unterstützt.

Der Altonaer Hafenbahntunnel, ist eines der ältesten erhaltenen Dokumente des Tunnelbaus in Hamburg und Zeugnis der wirtschaftlich bedeutenden Modernisierung des Hafenbetriebs in Altona im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Seit 2013 ist der Tunnel als Einzeldenkmal bzw. Industriedenkmal geschützt. Der Tunnel wurde wegen des rückläufigen Warenumschlags im Altonaer Hafen 1993 stillgelegt. Zum Erhalt der Standsicherheit wurde der Tunnel ab 1999 in Teilbereichen saniert und erhielt hierzu eine neue Betoninnenschale mit Stahlbewehrung. Die Standsicherheit des Tunnels soll auch weiterhin durch die BVM überprüft werden, um sowohl die Standfestigkeit des Bauwerkes selbst, als auch der darüber liegenden Flächen, Wege und Straßen zu gewährleisten.

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